Eigentlich wollten Chi und Lev Zubkov längst mit ihrem eigenen Restaurant durchstarten. Doch der Umbau des traditionell-vietnamesischen Quan Do zum „jüngeren, modernen“ QD in Winterhude gestaltet sich schwieriger als gedacht, womit sich die Eröffnung auf Anfang 2025 verschiebt. Die Baustelle, die seit über einem Jahr Zeit, Nerven und Geld verzehrt, dürfte viele zum Aufgeben verleiten. Für das junge Gastro-Paar keine Option: Statt Stillstand nutzen die jungen Eltern die Zwischenzeit kreativ und produktiv. Nach ersten Konzepttests im Hamburger foodlab im Oktober wagen sie mit dem Pop-up einen weiteren Schritt in Richtung eigenes Restaurant. Beide Slots eröffneten sich kurzfristig: „Wenn sich die Chance bietet, muss man sie ergreifen“, betont die gebürtige Vietnamesin. Innerhalb kürzester Zeit entstand im Alstertal Einkaufszentrum (AEZ) in Poppenbüttel das Gâto, das bis Ende Februar 2025 besucht werden kann: Hier trifft feine französische Pâtisserie auf exotische Aromen, inspiriert von Chi Zubkovs vietnamesischen Wurzeln. Außerdem auf dem Programm: täglich wechselnde Hausmannskost mit asiatischem Touch sowie kreative Bánh mì’s.
Wenn sich die Chance bietet, muss man sie ergreifen
Chi Zubkov
Junges Gastro-Paar testete erfolgreich Foodkonzept im foodlab
Das Gâto-Pop-up ist Teil eines größeren Plans: Schon im foodlab kamen Chis Kreationen gut beim Publikum an. Das beweisen 524 Feedback-Bögen. Meist verkauft: Pho Dumplings. Am besten bewertet: Burned Pineapple Sorbet. Mit dem neuen QD wollen Chi und Lev die vietnamesische Küche in Hamburg auf eine neue Ebene heben – jünger, moderner und international: „Wir möchten Traditionen bewahren, aber auch neue Wege gehen“, erklärt die junge Pop-up-Betreiberin. Die Verzögerungen beim Umbau des Winterhuder Restaurants bezeichnet das Ehepaar inzwischen als glückliche Fügung des Schicksals. Erst hier entstand ein stimmiges Konzept und vor allem ein „Dream-Team“, mit dem die Perfektionistin optimistisch nach vorne schaut.
Pop-up in Poppenbüttel: Chi Zubkov verwirklicht im Gâto ihren Traum von der eigenen Pâtisserie
Auch um die Angestellten weiterhin beschäftigen zu können, wird das Pop-up genutzt – um Einnahmen zu erzielen, aber auch um am Ball zu bleiben: „Wir müssen unsere Zeit effektiv nutzen und das Beste aus der Situation machen“, so Lev Zubkov. Vor allem kann sich die Chi Zubkov hier ihrer Leidenschaft zur Pâtisserie widmen. Im Jahr 2022 lernte sie in Paris die Grundlagen der französischen Handwerkskunst, war schon immer fasziniert von feinen, luftigen Törtchen. Unterstützt wird sie dabei von Chef-Patissier Vinay Nikam, der nach eigener Aussage seine Expertise aus 12 Ländern, darunter Abu Dhabi, mitbringt. Gemeinsam kreiert das Team süße Kunstwerke wie das „Tropical Pastry“ mit Kokosmousse und Mango-Maracuja-Gelee oder den „Matcha Cube“ und die „Mango Earl Grey Roll“. Statt schwerer Buttercreme, die typisch für deutsche Torten sei, sind die Törtchen hier leichter und feiner nach französischem Vorbild.
Hausmannskost mit asiatischem Touch im Alstertal Einkaufszentrum
Früher bewirtete auf dieser Fläche im AEZ die Feinkost-Filiale Schlemmermeyer vor allem ältere Generationen mit deftiger Hausmannskost. Sie musste damals wegen Insolvenz schließen. „Die Stammgäste fragen uns immer noch, ob es etwas Warmes zu essen gibt. Also habe ich spontan beschlossen, täglich wechselnde Hausmannskost anzubieten“, erzählt Chi Zubkov. So servierte sie am Dienstag das nach Familientradition zubereitete Crispy Pork Belly zu Sauerkraut, Kartoffelpüree und für den exotischen Touch einem Klecks selbstgemachtem Mango-Senf. Dazu bereichern knusprig-fluffige Bánh mì’s, vietnamesische belegte Brioche-Baguettes, mit Crispy Chicken, Crispy Shrimps oder sogar Leberkäse die Speisekarte. Was in nächster Zeit auf dem Speiseplan steht, entscheidet Chi nach Gefühl. An Ideen mangelt es der tatkräftigen Visionärin jedenfalls nicht.