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Neueröffnung

Neues Kapitel im Wattkorn

Kurz vor Michael Wollenbergs tragischem Unfall übernahmen Judith und Tim Woitaske im Oktober das Wattkorn in Langenhorn, welches der verstorbene Spitzengastronom über zwei Jahrzehnte hinweg betrieben hatte. Nach umfassender Renovierung eröffnen die neuen Inhaber das geschichtsträchtige Gasthaus Anfang Dezember 

4. Dezember 2024 von Alina Fedorova

Das historische Gasthaus in Langenhorn kehrt zurück zum alten Namen: Judith und Tim Woitaske eröffnen das Zum Wattkorn /©Alina Fedorova
Das historische Gasthaus in Langenhorn kehrt zurück zum alten Namen: Judith und Tim Woitaske eröffnen das Zum Wattkorn /©Alina Fedorova

Das mit Reet gedeckte Gasthaus in Langenhorn schreibt schon seit 1877 Gastro-Geschichte: Einst zog hier im Wattkorn der als „Storchenvater“ getaufte Wilhelm Schwen im Garten Störche auf, während im Gastraum gespeist wurde. Ab 1982 führte der österreichische Sternekoch Joseph Viehhäuser neben dem berühmten Sternerestaurant Le Canard das Traditionslokal über Jahrzehnte. Nach ihm übernahm Gastro-Legende Michael Wollenberg für 18 Jahre das Zepter, der im Oktober 2024 in der Türkei tödlich verunglückt war. Nur einige Wochen zuvor hatte er das Wattkorn verkauft, um sich auf Zypern zur Ruhe zu setzen. Die neuen Betreiber Judith und Tim Woitaske, ein langjährig befreundetes Gastro-Paar Wollenbergs, eröffnen am 6. Dezember mit neuem und zugleich alten Namen „Zum Wattkorn“ das Restaurant und führen nun die Traditionsgeschichte fort.

Das ändert sich mit der Wiedereröffnung  des knapp 150 Jahre alten Gasthauses

Judith Woitaske begann vor 24 Jahren ihre Karriere als Restaurantfachfrau in Wollenbergs „Insel“, einem legendären Nachtclub mit Sternerestaurant und Promi-Hotspot in den 90ern: „Ich kannte Michael über 20 Jahre lang. Er war wie ein Mentor für mich. Meine Lehre bei ihm war eine sehr prägende Zeit“, erzählt die neue Betreiberin, die auch im East Hotel und im Tarantella arbeitete. Dass sie einmal gemeinsam mit Ehemann Tim Woitaske ein eigenes Restaurant eröffnet, war nicht immer klar. Wenn doch, dann müsse es das Wattkorn sein. „Wir hätten nicht jedes Restaurant übernommen, aber die Liebe zum Wattkorn war immer da. Es ist ein Haus mit Geschichte und wir wollen ein Teil der Geschichte sein.“ Ehemann Tim war zeitweise Wollenbergs Küchenchef im Wattkorn, bevor er als Küchendirektor im Steigenberger Hotel Treudelberg Hamburg anfing.

Die Liebe zum Wattkorn war immer da. Es ist ein Haus mit Geschichte und wir wollen ein Teil der Geschichte sein

Judith Woitaske

Nach umfangreichen Renovierungsarbeiten geht’s jetzt wieder „back to the roots“: „Wir haben das Konzept wieder etwas zurückgeführt, wie zu Zeiten von Wilhelm Schwen. Deswegen haben wir den Storch als Logo und wieder mehr Grüntöne aufgegriffen. So wie es hier früher aussah“, so die Gastro-Expertin. Die antike Theke, die zu Wollenbergs Zeiten in Rot gestrichen war, erstrahlt jetzt in sattem Grün. Die Jagdtrophäen des leidenschaftlichen Jägers Wollenberg werden nicht wieder Einzug halten, dafür bekommt der Wintergarten familienfreundlichere Tapeten mit Tiermotiven.

Das neue Logo des Traditionslokals in Langenhorn als Hommage an den „Storchenvater“ Wilhelm Schwen /©Alina Fedorova
Das neue Logo des Traditionslokals in Langenhorn als Hommage an den „Storchenvater“ Wilhelm Schwen /©Alina Fedorova
Die Gasträume des Restaurants Zum Wattkorn bieten Platz für 90 Gäste und beim Speisen einen Blick ins Grüne /©Alina Fedorova
Die Gasträume des Restaurants Zum Wattkorn bieten Platz für 90 Gäste und beim Speisen einen Blick ins Grüne /©Alina Fedorova
Zum Wattkorn-Anwesen gehört eine 4000 Quadratmeter große Gartenanlage. Im Sommer sollen hier Hochzeiten gefeiert werden /©Alina Fedorova
Zum Wattkorn-Anwesen gehört eine 4000 Quadratmeter große Gartenanlage. Im Sommer sollen hier Hochzeiten gefeiert werden /©Alina Fedorova
Die antike Theke aus dem letzten Jahrhundert steht unter Bestandsschutz. Rechts im Bild neuer Restaurantleiter Till Wiegandt  /©Alina Fedorova
Die antike Theke aus dem letzten Jahrhundert steht unter Bestandsschutz. Rechts im Bild neuer Restaurantleiter Till Wiegandt  /©Alina Fedorova

Traditionslokal Zum Wattkorn: Ein Ort für Familien und Feste

Weiterhin steht regional norddeutsche Küche auf dem Speiseplan, so auch diverse Wildgerichte. Aber auch ein veganes Angebot soll nicht zu kurz kommen. Neben Reh- und Hirschkalbsrücken, Lammlende und Schweinekoteletts vom Grill gibt es Rote-Bete-Carpaccio oder veganen Burger aus Mungobohnen. Das To-go-Geschäft läuft bereits, bevor am Freitag offiziell die Türen des Zum Wattkorn aufgehen. So können Gäste sich zur Weihnachtssaison mit Ente, Gans, Hirschkalbsrücken oder veganem Nussbraten für ein Festessen zu Hause eindecken, an Silvester sind neben dem À-la-carte-Angebot ein Fünf-Gänge-Menü und Fondue-to-go geplant.

Neben der Rückbesinnung zur Geschichte des Hauses stehen auch neue Konzepte auf dem Plan. Judith Woitaske, Mutter von zwei Kindern, hatte sich während der Elternzeit auf Hochzeitsplanung spezialisiert. Im Sommer soll hier ein romantischer Ort auf der 4000 Quadratmeter großen Parkanlage entstehen, der sich ideal für Trauungen und andere Events eigne. Ab Frühjahr 2025 sollen ein Spielplatz samt Hasengehege sowie ein Kräuter- und Gemüsegarten für reichlich Unterhaltung sorgen: „Hier können die Kinder spielen und Beeren pflücken, während die Eltern ihre Auszeit genießen können.“ Generell wird hier Familie großgeschrieben: „Es wird alles so ein bisschen wie früher bei Oma”, sagt die neue Gastgeberin.

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Ob Phở Bo oder Ramen: Asiatische Nudelsuppen könnte Alina Fedorova zu jeder Jahres- und Tageszeit schlürfen. Lange Zeit in der Gastro tätig, hat sie Tablett gegen Tastatur getauscht und schreibt jetzt über Hamburgs Gastro-Szene. Oft steht sie selbst hinterm Herd und kocht Rezepte aus aller Welt.