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Aufatmen in der Gastro

Mehrwertsteuer: Gastroflüsterer im siebten Himmel

Das Comeback der sieben Prozent: Die Gastronomieszene freut sich auf die Senkung der Mehrwertsteuer. Nachdem sie jetzt anderthalb Jahre 19 Prozent von ihren Einnahmen abgeben musste, will die Politik das jetzt wieder ändern. „Gastroflüsterer“ Kemal Üres war unmittelbar an diesem Durchbruch beteiligt

28. März 2025

Gastroflüsterer Kemal Üres setzt sich leidenschaftlich für die gesamte Branche ein / © Matthias Stöwer
Gastroflüsterer Kemal Üres setzt sich leidenschaftlich für die gesamte Branche ein / © Matthias Stöwer

Text: Luca Heinze

Die Corona-Pandemie war für die Gastro-Szene ein Härtetest. Lockdown und anschließende Beschränkungen und Anforderungen brachten nicht wenige Betriebe an den Rand des Ruins. Um den zu verhindern, wurde von der damaligen Regierung zum 1. Juli 2020 ein sogenanntes Corona-Steuerhilfegesetz verabschiedet. Dadurch wurde die Mehrwertsteuer für Speisen und Getränke, die im Betrieb verzehrt werden, von 19 auf sieben Prozent gesenkt, sodass die Gastronomien deutlich weniger Steuer abgeben mussten. Wegen der Energiekrise und einer steigenden Inflation blieben die sieben Prozent dank weiterer Entlastungspakete bis Ende 2023 erhalten. Dann war Schluss. Als der Steuersatz zum 1.1.2024  nach langer Diskussion wieder angehoben wurde, befürchtete die Gastronomie schwerwiegende Folgen und setzt sich seitdem wieder verstärkt für eine grundsätzliche Mehrwertsteuersenkung ein.

Politik einigt sich auf Steuergeschenk für die Gastro 

Jetzt atmet die Gastro auf.  Denn: Voraussichtlich hat sich der Kampf gelohnt. In den ersten Sondierungsgesprächen der sich neu bildenden Regierung aus CDU/CSU und SPD konnte man sich bereits auf die erneute Senkung der Mehrwertsteuer einigen. Für alle Speisen in Gastronomien sollen also künftig die Betreibenden wieder nur sieben Prozent abgeben müssen. 

Besonders das Gastronomie-Urgestein Kemal Üres stimmt das zuversichtlich. Der auf den sozialen Medien als „Gastroflüsterer“ bekannte Unternehmer veröffentlicht schon seit 2023 Beiträge zu dem Thema. Dass die Mehrwertsteuer zum Ende des Jahres wieder angehoben werden sollte und welche Ausmaße das annehmen könnte, „hatte irgendwie keiner auf dem Schirm“, so Üres. „Deswegen habe ich meine Reichweite genutzt und Videos zu dem Thema gedreht.“ Im Verlauf des Jahres mussten viele Gastronominnen und Gastronomen schließen, was auch die Wichtigkeit von Üres’ Kampagne hervorhob.

Gastro-Flashmob zeigte Zusammenhalt

Als klar wurde, dass es im Frühjahr zu Neuwahlen kommen wird, hat er seine Chance erkannt und genutzt. Neben weiterem digitalen Aktivismus in Form von Beiträgen auf Social Media war ihm kein Schritt zu groß, sein Ziel zu erreichen: Der Wahlhamburger nahm sich die Politiker und Politikerinnen persönlich vor. Kurz nach der Bundestagswahl appellierte Üres in Berlin an Bundestagsmitglieder, ihre Wahlversprechen auch zu halten und endgültig zu sieben Prozent zurückzukehren. „Nach der Bundestagswahl sind wir dann noch mal richtig aktiv geworden und haben den größten Gastronomie-Flashmob jemals organisiert“, erklärt Üres. „Wir haben auf der ,#essenz‘ Messe in Berlin den Zusammenhalt und die Vielfalt in der Szene gezeigt. Es sind 4000 Gastronominnen und Gastronomen gekommen. Das war toll.“ 

Inzwischen liegen die Sondierungspapiere vor, mit denen die dauerhafte Senkung auf sieben Prozent beschlossen wurde. „Ich hab immer daran geglaubt und dafür gekämpft. Die Gastro hat einfach keine Lobby und mir liegt die Branche einfach am Herzen“, führt Üres weiter aus, der durch seinen unermüdlichen Aktivismus zu einer Art Sprecher der Bewegung geworden ist. Der Kampf scheint gewonnen, doch der gebürtige Konstanzer ist noch lange nicht fertig: „Es gibt noch so viel zu tun! Zu viel Bürokratie, Fachkräftemangel und und und. Ich werde weiter meine Stimme und meine Reichweite nutzen, um auf die Missstände aufmerksam zu machen.“