Seit Ende März gibt es in Hamburg wieder einen koscheren Laden. Pünktlich eine Woche vor dem Start des Pessach-Festes öffnete der Kosher Market in der Rothenbaumchaussee am 30. März zum ersten Mal seine Türen. Die Umsetzung, initiiert durch den Landesrabbiner Shlomo Bistritzky, hat allerdings mehrere Jahre gedauert. Dafür wurden die Flächen im Untergeschoss des jüdischen Bildungszentrums Chabad Lubawitsch umfangreich saniert. Unter anderem umfassten die Baumaßnahmen eine Vertiefung der Fundamente und den Einbau von Dämmung. Doch die Arbeit hat sich gelohnt: Wo vorher drei Garagen waren, befindet sich jetzt ein Verkaufsraum, den ein blau-weißer Fliesenboden, frisch restaurierte Decken und ein zum 1877er-Gründerzeitbau passender Tresen zieren.
Koschere Produkte aus Israel, Frankreich – und Hamburg
In den Regalen und Kühltruhen lagern einige Hundert Lebensmittel, unter anderem Fleisch- und Milchprodukte, Süßigkeiten, Kekse und alkoholische Getränke. „Viele Kunden wollen Wein aus Israel kaufen“, sagt Landesrabbiner Bistritzky. Daneben bezieht der Kosher Market einen Großteil seiner Ware aus Frankreich und dem belgischen Antwerpen. Gemeinsam mit Geschäftsführer Manfred Lücke geht es nun daran, die Beziehungen zu den Lieferanten weiter auszubauen und zuverlässige Firmen zu finden. Einige Artikel kommen auch aus Deutschland, unter anderem der von Bistritzky selbst als koscher zertifizierte Gin Sul aus Hamburg. Der Name des Rabbiners, der ein Experte der jüdischen Speisegesetze – Kaschrut genannt – ist, ziert die Flasche und dient hier als Siegel.
Besuch lohnt auch bei Unverträglichkeiten
Die Vorschriften besagen unter anderem, dass koschere Tiere gespaltene Hufe haben und Wiederkäuer sind. Auf dem Speiseplan von Jüdinnen und Juden, die die Kaschrut befolgen und Fleisch essen, stehen deshalb Rind, Lamm und Ziege, aber kein Schwein oder Wild. Fische mit Flossen und Schuppen sind koscher (= rein, erlaubt), Meeresfrüchte und Schalentiere jedoch nicht. Auch werden Fleisch- und Milchspeisen streng getrennt voneinander zubereitet und gegessen. Wer dennoch direkt nach dem Schnitzel zum Nachtisch ein Stück Kuchen oder Gebäck naschen möchte, kann auf Produkte mit dem Label „parve“ (=neutral) zurückgreifen. Diese enthalten keine Milch und sind somit auch für Menschen mit Laktoseintoleranz und oft sogar für die vegane Ernährung geeignet. Glutenfreie Alternativen finden sich ebenfalls im Sortiment vom Kosher Market. Der Laden richtet sich folglich nicht nur an die Mitglieder der jüdischen Gemeinde, sondern an alle Menschen in Hamburg.
Der Landesrabbiner grenzt den Kosher Market trotzdem zum herkömmlichen Lebensmittelgeschäft ab: „Wir ersetzen nicht den täglichen Einkauf im Supermarkt“, sagt Bistritzky. Obst und Gemüse gibt es nicht, lediglich das Schabbatbrot Challa soll demnächst frisch gebacken angeboten werden. Auch ein Café ist für die nahe Zukunft in Planung. Zudem gibt es im Laden eine Ecke mit Gebets-, Lehr- und Kinderbüchern sowie Schabbat-Kerzen und Kiddusch-Becher.