2 Minuten Lesedauer / News

Schließung auf St. Pauli 

Das Grilled Cheese Wonderland muss raus

Ein Nachbar beschwerte sich seit Beginn des Ladens über Gerüche. Nun muss Frau Dr. Schneider’s Grilled Cheese Wonderland den Laden auf St. Pauli schließen – wegen „German Bureaucracy“ 

17. Oktober 2024

Kein Grilled Cheese mehr auf St. Pauli: Am Samstag geht zum letzten Mal der Grill an / ©Frau Dr. Schneider’s Grilled Cheese Wonderland
Kein Grilled Cheese mehr auf St. Pauli: Am Samstag geht zum letzten Mal der Grill an / ©Frau Dr. Schneider’s Grilled Cheese Wonderland

„Because of German Bureaucracy“: Frau Dr. Schneider’s Grilled Cheese Wonderland muss – zumindest für die Öffentlichkeit überraschend – zum Ende der Woche ihren Laden auf St. Pauli schließen. Seit die Betreiberin Helena Gleißner ihren Laden im Frühjahr 2022 eröffnete, hatte sich ein Nachbar immer wieder über den „unerträglichen Gestank“ beschwert. Der habe sich allerdings niemals an sie persönlich, sondern erst an die Hausverwaltung, dann den Eigentümer und schließlich das Bezirksamt gewendet. Gleißner, die in ihrem Laden ausschließlich einen Paninigrill verwendet, um die Sandwiches zu toasten, und die übrigen Arbeiten in ihrer Vorbereitungsküche in der Sternschanze erledigt, habe sich vor dem Schritt zum Bezirksamt längst erkundigt, ob ihr Abzug ausreiche und welche Alternativen es gebe. Sowohl der Bezirksschornsteinfeger als auch verschiedene Lüftungsfirmen hätten ihr versichert, dass ihr Abzug rechtmäßig und für ihren Betrieb ausreichend seien. Dennoch orderte das Bezirksamt eine Ableitung der Wrasen (so werden die aufsteigenden Dämpfe bezeichnet) über das Dach: eine Maßnahme, die für Helena Gleißner als Mieterin nicht tragbar und „wenn überhaupt, dann Aufgabe des Vermieters ist“, sagt sie.

Laut Vorwurf des Amtes betreibe Helena Gleißner ein „nicht-genehmigtes Grillrestaurant“ und halte sich somit nicht an die Vereinbarung, extern vorbereitete Speisen zu erwärmen – gekommen, um den Sachverhalt zu überprüfen, sei Gleißner zufolge aber über die gesamte Dauer des Rechtsstreits keine verantwortliche Person. Weiterhin seien ihre Stellungnahmen und Anfragen an das Amt übergangen und stattdessen immer und immer wieder die Vorwürfe wiederholt worden. Für Helena Gleißner, die sich ihr Unternehmen mit einem Food-Truck aufgebaut und schließlich viel Geld in den Laden investiert hat, sei es „schleierhaft“, wie durch die „subjektive Wahrnehmung einer Einzelperson eine ganze Existenz zerstört werden“ dürfe, ohne den Bestand zu überprüfen. 

„Farewell Party“ auf St. Pauli

Nachdem im August dieses Jahres das Bezirksamt einen Zwangsgeldbescheid von 5.000 Euro erhoben hatte, sollte Helena Gleißner ihren Paninigrill weiterhin in Betrieb nehmen, sah sie sich gezwungen, den Laden für einige Wochen geschlossen zu halten. Ihr Vermieter habe daraufhin ihren Vertrag nicht verlängert. Nun muss sie also zum Ende dieser Woche raus. Immerhin darf sie seit der Kündigung den Ladenbetrieb wieder fortsetzen, das Amt habe den Bescheid wieder zurückgezogen.

Was danach kommt? Das sei für Helena Gleißner noch unklar. Erst einmal wolle sie den Auszug meistern, ohne noch mehr Geld zu verlieren. Und sich bis zum Ende des Jahres nur auf den Foodtruck und ihr Catering-Angebot fokussieren. Zum Beginn des nächsten Jahres wolle sie sich auf die Suche nach einer neuen Ladenfläche begeben, obwohl ihre Motivation derzeit „gedämpft“ sei, sagt Gleißner. Der allererste Schritt vor der Pause soll jetzt aber erstmal eine gebührende Verabschiedung sein. Am Samstag, 19. Oktober, hat „Frau Dr. Schneider’s Grilled Cheese Wonderland“ zum letzten Mal geöffnet, von 12 bis 22 Uhr findet die „Farewell Party“ auf St. Pauli statt.

Avatar-Foto

Ob Pho, Ghormeh Sabzi oder Pasta: Leonie Förderreuther ist vor allem an internationaler Küche interessiert – und immer auf der Suche nach vegetarischen Angeboten. An ihrer Schärfe-Schmerzensgrenze feilt sie noch; in ihrer vergangenen Karriere als Barista hat sie vor allem ihre Koffeinverträglichkeit in die Höhe getrieben. Am liebsten trinkt sie einen Flat White mit Hafermilch.