Das Open Mouth Hamburg Food Festival fand zum zweiten Mal statt. Fünf Tage sattes Programm – Veranstaltung für Veranstaltung, Verkostung für Verkostung, Gespräch für Gespräch. Los ging es beim ersten Event in der Kochschule des Restaurant Nil: dem ChampionsDinner, das im Rahmen des Open Mouth lief. Hier kochten die Gewinner des Genuss-Michel in kleiner Runde nahbar zauberhafte Gerichte auf die Teller. Ein entspanntes Miteinander – nicht nur der Gäste, sondern auch der namhaften Gastronomen, die immerhin nicht täglich miteinander in einer Küche stehen. Die Idee, ihre Gerichte gemeinsam anzurichten, kam spontan. Chapeau an alle Beteiligten, dass das so toll geklappt hat!
Munter ging es am Folgetag weiter, diesmal im Hamburger Rathaus. Im prachtvollen Saal drehte sich alles um das Thema „Was essen wir morgen?“. Eingeladen hatten die Grünen, gekommen waren unter anderem Spitzengastronomin Cornelia Poletto und Agrarökonomin Claudia Hunecke. Caterer, Unternehmer und Gastronomen waren im Publikum und diskutierten eifrig mit. Und dieser Talk war inspirierend, informativ, zum Nachdenken anregend, ein insgeheimes Highlight des Festivals.
Am Samstag folgte die Eat & Style im Großmarkt Hamburg, ebenfalls „proud part of Open Mouth“, wie es auf den Plakaten zu lesen stand. Eine große Anzahl an Ausstellern boten ihre Produkte an: Öl, Alkohol, Wurst. Da knurrte einem glatt der Magen. Vor der Halle standen Foodtrucks und boten unter anderem Pizza-Wraps an. Keine kulinarische Offenbarung, aber sättigend.
Wein und Magie bei der Gaumendisco
Am Abend fand eines der Highlights des Food-Festivals statt: die sogenannte Gaumendisco. Laute Musik vom DJ schallte aus den Räumen des Erste Liebe Studios im Oberhafen. Die einen oder anderen hatten schon um 20 Uhr ordentlich einen im Tee (oder besser im Wein). Wer keinen Alkohol wollte, schaute hingegen ins leere Glas: Apfelschorle war leider alle. Doch das Personal war gnädig, und zauberte eine Fritz Kola aus dem Personalbestand hervor. Magisch ging es auch auf der Veranstaltung zu: Ein Zauberer namens Alex war eigens engagiert und führte, mit großem schwarzen Zylinder ausgestattet, ein Kartenspiel auf: „Hände her, Karten drauf.“ Schwups, wechselten die Karten auf magische Weise die Hand und verschwanden im Hut. Die Apfelschorle konnte aber auch er nicht wieder herbeizaubern.
Am Sonntag ging es direkt weiter. Wer um 15 Uhr bereits Sterne sah, befand sich höchstwahrscheinlich im foodlab. Zehn Sterneköche trafen sich dort zu einem Event, das es so wahrscheinlich noch nicht gab und mit 300 Euro Eintritt zu den exklusiveren des Open Mouth Food Festivals gehörte. Eine gefühlte Ewigkeit studierten alle die Speisekarte des Tages. Denn was hier auf den Tisch kam, isst man nun wirklich nicht täglich: Jakobsmuscheln, Wagyu-Herz, Lachs waren unter anderem aufgelistet. Ein wenig mehr vegetarische Gerichte wären schön gewesen. Und wer keinen Alkohol trinkt, hatte auch hier eine magere Auswahl: nur ein Getränk – eine Mischung aus Apfel- und Orangensaft – wurde angeboten, überzeugte aber durch fruchtige Frische. Ein ganz besonderes Event war es, nicht nur wegen der wirklich hervorragend zubereiteten Speisen – die Süßkirsche „Mon Cherie“ aus dem Jellyfish war ein Genuss –, auch die anregenden Gespräche waren belebend. Die große Stärke eines solchen Food-Festivals ist dann irgendwie doch auch, dass so viele Menschen zusammenkommen, miteinander reden, sich vernetzen und austauschen.
Eine letzte Veranstaltung stand am Montag noch auf dem Plan: die Aroma Kitchenparty für die Organisatoren und Unterstützer des Festivals, samt Preisverleihung in der Küche des foodlab. Die Kategorien: „Best Commitment“, „Best Sustanabile Sip“, „Best Good Action“. An Anglizismen spart dieses Festival wahrlich nicht. Die Freude bei den Gewinnern war groß, die Erleichterung bei allen Beteiligten ebenfalls. Alles lief glatt, die Veranstaltungen waren gut besucht, die Stimmung freudig-gelöst. Fazit nach fünf Tagen Festival: Die Kinderkrankheiten der ersten Runde sind behoben, die größere Zentralität ist sinnvoll, für genügend Abwechslung ist gesorgt, ein ausgefeiltes Mobilitätskonzept wäre dennoch denkbar. Und vielleicht sollte man mehr Getränke für jene bereithalten, die dem Alkohol nicht sonderlich zugeneigt sind. In kola veritas.