Wer steckt hinter dem Milchhof Reitbrook?
Zunächst sind da natürlich unsere vielen tollen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu nennen, egal ob in der Landwirtschaft bei den Kühen, in der Molkerei bei der Milchverarbeitung, im Büro bei der organisatorischen Abwicklung oder auch die Fahrerinnen und Fahrer, die die Produkte letztendlich zu den Kunden bringen. Geleitet wird das Unternehmen von den beiden Eigentümerfamilien Kohrs und Langeloh: Hier sind Rainer Kohrs und Jan-Hendrik Langeloh die, die den Hof repräsentieren.
Was ist das Besondere an dem Hof?
Wir sind ein Hof, dessen Ursprung schon mehrere Jahrhunderte zurückgeht: Der Betrieb der Familie Langeloh ist seit 1642 nachweislich im Familienbesitz. Dabei hat er sich immer weiterentwickelt und gewandelt. Früher war es ein klassischer Gemischtbetrieb, der auch Gemüse angebaut hat. Heute haben wir uns ganz der Milch verschrieben – unsere Kühe stehen im Mittelpunkt! Nur wenn es den Kühen gut geht, können wir auch gute Milch produzieren. Wir haben den Anspruch, für unsere Region, die Vier- und Marschlande und für die ganze Stadt Hamburg ein Leuchtturm für die Landwirtschaft zu sein.
Der Milchhof Reitbrook ist einer der wenigen letzten Vorzugsmilchbetriebe. Was bedeutet das für Sie?
Das bedeutet erst mal ganz viel Stolz. Stolz darüber, dass wir diese strengen Auflagen immer wieder erfüllen und somit weiter dieses einmalige Produkt anbieten zu können. Aber es ist aber auch eine große Verantwortung: Die Verbraucher müssen sich darauf verlassen können, dass auch von einem rohen Produkt keine gesundheitlichen Risiken ausgehen.
Klimakiller oder Klimaschützer: Die Kuh ist in Bezug auf das Klima oft umstritten. Wie rechtfertigen Sie Ihren Milchhof?
In der reinen Stoffbilanzierung ist die Kuh leider durch den Methanausstoß nicht so positiv zu bewerten. Allerdings wird Methan im Gegensatz zu Kohlenstoffdioxid von der Atmosphäre wieder abgebaut. Zudem spielt die Kuh in der Kreislaufbetrachtung der Landwirtschaft eine wichtige Rolle. Das Grünland ist einer der wichtigsten Kohlenstoffspeicher, die wir haben und nur durch die Wiederkäuer kann dieses genutzt werden.
Auszeichnung mit dem Klimazeichen Bergedorf
Inwiefern arbeitet der Milchhof Reitbrook nachhaltig?
Das hat ganz viele Aspekte. Angefangen bei der Nutzung von Solar- und Photovoltaikenergie über eine effizientes und intelligentes Wärmenutzungskonzept bis hin zum effizienten und gezielten Einsatz des im Betrieb anfallenden Wirtschaftsdüngers. Darüber hinaus setzen wir bewusst auf ein Mehrwegsystem, in dem die Flaschen und Becher viele hunderte Male wiederverwendet werden können. Für unsere Nachhaltigkeitsleistung sind wir 2019 mit dem Klimazeichen Bergedorf ausgezeichnet worden.
Wie kann sich der Milchhof Reitbrook in Zukunft noch nachhaltiger entwickeln?
Natürlich gibt es immer noch Optimierungspotenzial. Das beginnt bei der Fütterung und Haltung der Kühe und geht weiter bei den Produktionsabläufen in der Molkerei bis zur Auslieferung der Ware.
Sie liefern Milch in der Region regelmäßig aus. Ist Ihre Lieferung nachhaltig?
Wir haben tatsächlich kein Zertifikat, das es irgendwie nachweist, doch wir halten unsere Art der Wirtschaftsweise für nachhaltig. Die Milch wird hier in Hamburg regional, mit überwiegend selbst hergestelltem Futter erzeugt. Die Verarbeitung findet auf dem eigenen Hof statt und es erfolgt eine Auslieferung mit eigenen Fahrzeugen in kurzer Zeit zu unseren Kunden.
Warum war es Ihnen wichtig, mit einem Stand beim Nachhaltigkeitsfestival am 7. März dabei zu sein?
Wir wollen gerne zeigen, was in Hamburg alles möglich ist. Wie auch unter den Bedingungen einer wachsenden Stadt es immer noch möglich ist, regionale und nachhaltige Lebensmittel zu produzieren. Wir glauben, dass es immer noch zu wenige Menschen gibt, die das nicht wissen.
Landwirtschaft findet vor eurer Haustür statt!“
Was möchten Sie den Festivalbesucherinnen und -besuchern mitgeben – welche Kernbotschaft liegt Ihnen besonders am Herzen?
Schaut her: Landwirtschaft findet hier vor eurer Haustür statt. Man kann sie ansehen und begreifen!
Was ist Ihr persönlicher Nachhaltigkeitstipp, den alle in den Alltag integrieren können – speziell in Bezug auf Milch?
Für mich persönlich ist da die Regionalität als Erstes zu nennen. Es gibt sicherlich großartige Milch, die in Bayern in den Bergen unter tollen Bedingungen produziert wird. Aber warum muss sie über 900 Kilometer zu uns gefahren werden? Wir hier im Vorort haben einiges zu bieten – das gilt nicht nur für uns, sondern für viele andere genossenschaftlich organisierte Molkereien!