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Großmarkt Hamburg: 60 Jahre in Hammerbrook

Dompteur der Kräuter

Malte Jahn ist Händler und Einkäufer auf dem Großmarkt. Aus seinem Lager im Keller der Markthalle liefert er frische Schnittkräuter aus der Region und der ganzen Welt

14. September 2022

Händler und Einkäufer auf dem Großmarkt: Malte Jahn / ©Jakob Börner
Händler und Einkäufer auf dem Großmarkt: Malte Jahn / ©Jakob Börner

Im Keller des Großmarkts, genauer dem Bar­ dowicker Gang, ist Malte Jahn anzutreffen. Bei ihm gibt es regionale Kräuter und Kräuter aus der ganzen Welt. Schon als Kind war er mit seinem Großvater häufig auf dem Großmarkt. Das Treiben auf dem Markt habe sich seither aber gewandelt: „Früher waren die Gänge so voll, dass man gerade so gehen konnte“, erin­nert sich Malte, „an Gabelstapler war nicht zu denken, weil es so voller Ware war.“ Vor 16 Jah­ ren hat er den Betrieb seines Großvaters in der siebten Generation übernommen. Davor arbei­tete er im Zirkus. „Hier habe ich sieben Tiger vorgeführt, damals war ich der jüngste Domp­teur in Nordeuropa.“ Der Wechsel zu dem Geschäft mit den Kräutern hatte einen tragi­schen Grund: Sein Kollege wurde von einem Tiger in den Kopf gebissen. „Ich bin einer der wenigen, der den Absprung geschafft hat und erkannt hat, dass Tiere im Zirkus keine Zukunft haben.“ Nach zwölf Jahren im Tigerkäfig folgte 2007 der Sprung zum Großmarkt. Wie im Zirkus erfordert die Arbeit auch hier viel Disziplin: Tagsüber bringt Malte die Kräuter aus seinem Gewächshaus ins Kühlhaus auf dem Groß­markt. Um 21 Uhr geht es dann weiter bis 7 oder 8 Uhr morgens. Feierabend hat der Einkäufer und Händler dann aber noch lange nicht: An drei Tagen in der Woche verkauft er anschlie­ßend auf dem Isemarkt, dem Goldbekmarkt und dem Wochenmarkt in Volksdorf. Dort bietet er ausschließlich Schnittkräuter an. Damit ist er eine Rarität und nach eigener Einschätzung der einzige Wochenmarkt­-Anbieter mit diesem Konzept in Europa. „Bei den Wochenmärkten nehme ich natürlich meine eigenen Kräuter, aber auch Chilis, Ingwer oder Zitronen – alles, was man für einen Wochenmarktstand benötigt. Das hole ich von anderen Verkäufern der Groß­markthalle“, so Malte. Für die Wochenmärkte kauft er an vier Nächten in der Woche ein. Dafür braucht er viel Ware, ganze 7,5 Tonnen (!) in der Woche. Besonders das Einkaufen in der Großmarkthalle macht ihm Spaß, vor seinem Kauf dreht er eine Runde, vorbei an den Ständen und lässt sich inspirieren. Der Großmarkt sei ein eigenes Biotop, wie eine eigene Stadt, in der sich jeder kenne. Beim Kauf ist für Malte besonders wichtig, dass die Waren frisch sein müssen. Die Frische zu erkennen, habe man irgendwann im Gefühl. Damit die Kräuter vom Wochenmarkt bis nach Hause frisch bleiben, werden sie in ein mit Wachs beschichtetes Papier eingepackt. Wer die Kräuter mehrere Tage verstauen möchte, sollte sie am besten in eine Tupperdose umlagern und dann in den Kühlschrank stellen. „Dann fallen sie in eine Art Dornröschenschlaf.“

Portrait von Johanna Zobel

Johanna Zobel ist immer für ein ausgiebiges Abendessen mit Freunden in gemütlichen Restaurants zu haben. Ein perfekter Abend endet für sie mit einem Absacker in einer typischen Hamburger Eckkneipe.