Dim Sum mit schwarzen Trüffeln, King Prawns und gedämpfte Schweinerippchen – wer nach köstlichen Speisen aus der chinesischen Küche sucht, wird im Yu Garden mit Sicherheit fündig. Doch das Restaurant unter der Leitung des Wahlhamburgers Qiuyi Chen lockt nicht nur mit allerlei Gaumenschmaus, sondern ist auch eine ganz schöne Augenweide: Das original chinesische Teehaus im Stadtteil Rotherbaum ist ein Nachbau des historischen Hu Xin Ting-Teehauses in Shanghai und sollte bei seinem Bau 2008 die enge Verbindung der beiden Partner-Großstädte repräsentieren. Schon damals kamen Qiuyi Chen und seine Brüder als Inhaber in Frage, die Zusammenarbeit kam dann aber doch erst 2019 zustande. „Nachdem das Yu Garden über Jahre den Besitzer wechselte und wir immer wieder im Gespräch für eine Übernahme waren, hat es kurz vor Corona dann endlich geklappt.“ Nach so viel Wartezeit, konnte dann auch die Pandemie dem Tatendrang nichts mehr anhaben: „Wir wussten einfach, dass das Konzept perfekt werden würde und haben alles dafür getan, den Laden zu halten – auch in solch schwierigen Zeiten.“
Quereinstieg: Gastronomie
Doch fangen wir von vorne an: Dass Qiuyi Chen irgendwann einmal Restaurantleiter wird, damit hätte er nach seinem Studium wohl nicht gerechnet. Eigentlich ist der gebürtige Chinese nämlich Diplomphysiker und arbeitete nach seiner Kindheit in den Niederlanden viele Jahre im Marketingbereich eines großen Hamburger Unternehmens. Die Kommunikation mit Menschen machte Chen schon immer Spaß – und das ist unter anderem auch einer der Gründe, warum er sich für den Quereinstieg in die Gastronomie entschied.
Das, was wir hier haben, kann nicht mehr kaputtgehen
Qiuyi Chen
„Als Geschäftsführer eines Restaurants bist du der Chef deines eigenen kleinen Reichs und lernst so viele interessante Menschen aus allen Gesellschaftsschichten kennen. Künstler, Firmenchefs, Politiker – da ist alles mit dabei.“ Wer im Yu Garden Platz nimmt, der soll sich willkommen fühlen, quasi ein kleines bisschen zu Hause mit auf den Weg bekommen. Das ist Chen ganz besonders wichtig. Der spannende Austausch mit den Gästen macht für ihn auch den Stress und die langen Arbeitszeiten wieder wett, denn der Tag als Restaurantleitung kann ganz schön lang werden. Also Familienvater ein Drahtseilakt. „Von Montag bis Freitag bin ich normalerweise um sieben Uhr wach, bringe meine Kinder zur Schule und bin dann bereits im Restaurant, checke meine E-Mails und halte das Büro am Laufen. Da gibt’s immer viel zu tun. Und dann bin ich eigentlich den ganzen Tag hier vor Ort.“ Dass seine Kinder ihn in besonders turbulenten Wochen nach der Schule im Yu Garden besuchen, ist für den leidenschaftlichen Gastronomen viel Entlastung. „Da haben wir dann auch ein wenig Familienzeit, so parallel zur Arbeit.“
Und seine Kinder sind nicht die einzigen Familienmitglieder, die Qiuyi Chen auf seinem Karriereweg begleiten: Mit seinen Brüdern Julian und Xinyi hält der Gastronom auch das Ni Hao, das in 2024 sein 30-jähriges Jubiläum feierte, und das Copper House innerhalb der Chen-Familie. Und so eng mit den Geschwistern zusammenzuarbeiten – das kann wirklich nicht jeder. Doch für die Chen-Brüder ist genau das ein echtes Privileg. „Ich denke, das ist ein ganz besonderes Geschenk und dass es funktioniert, liegt zu einem Großteil auch einfach an unserer Familie. Wir sind so eng zusammengewachsen, streiten natürlich manchmal, aber vertragen uns eben auch schnell wieder. Das, was wir haben, kann nicht mehr kaputtgehen.“ Montagabends – dann, wenn alle Restaurants der Familie Chen Ruhetag haben – sitzt die Familie zusammen und kocht, lacht und tauscht sich aus. Ganz privat und ohne Gäste.
Menschen zusammenbringen
Parallel zu seiner Position als Geschäftsführer mehrerer Restaurants engagiert sich Qiuyi Chen auch als Leiter der Hamburger China Gesellschaft – aus Überzeugung. Alljährlich lädt die Organisation zum Chinese New Year, zum Mondfest oder in regelmäßigen Abständen zu Konzerten mit klassischer Musik.
Für mich ist es wichtig, die Menschen wieder zusammenzubringen
Qiuyi Chen
„Früher waren Deutschland und China sehr eng miteinander verbunden, auch auf politischer Ebene. Diese Beziehung hat sich in den letzten Jahren ziemlich abgekühlt. Deshalb ist es für mich und all die anderen Mitglieder so wichtig, die Menschen wieder zusammenzubringen – durch verschiedene Events und Vorträge zum Beispiel.“ Austragungsort bei vielen der Veranstaltungen: natürlich das Yu Garden. Denn das authentische Ambiente rückt die liebevoll gestalteten Events in ein noch besseres Licht.
Unabhängig von der Hamburger China Gesellschaft, aber weiterhin als Kulturvermittlung, bietet Qiuyi Chen leidenschaftlich gern chinesische Wein-Pairings mit allerlei Köstlichkeiten an. Die feinen Trauben sind bereits seit Jahren voll im Trend und erfreuen sich immer größer werdenden, weltweiten Beliebtheit. „Wir tragen ein Fünf-Gänge-Menü aus, laden einen erfahrenen Winzer ein, der den Teilnehmenden die besonderen Weine aus China näherbringt.“ Und dann wird geschlemmt und ausgelassen beisammen gesessen – so, wie es authentischer wohl nicht sein könnte.
Zu unserem Test