Angelo, wie bist du zur Gastronomie gekommen?
Ich habe schon mit zwölf Jahren angefangen, nach der Schule in der Gastronomie auszuhelfen – habe Gläser, Besteck und Teller gespült. Ich war immer sehr kommunikativ, laut und hatte viel Spaß, deswegen durfte ich irgendwann zu den Gästen ins Restaurant gehen. Da habe ich direkt gemerkt, dass ich in diesen Bereich gehöre.
Gehörte das Restaurant deiner Familie?
Meine Mama kommt von der italienischen Insel Ischia, mein Papa aus Casal Velino. Die Familienmitglieder meiner Mama sind alle im Küchenbereich tätig, haben ein Restaurant oder führen kleine Betriebe – wobei jetzt fast alle Rentner sind. Wir Kinder durften nach Empfehlung unserer Familie bei dem strengsten Betrieb arbeiten. Das war nicht immer einfach, dennoch habe ich das auch immer gesucht. Mir ging es niemals ums Geld, sondern darum, etwas zu lernen.
Wie bist du nach Hamburg gekommen?
Vor zehn Jahren war ich das erste Mal zum Urlaub in Hamburg. Davor habe ich viele Jahre im Ausland gearbeitet. Mit 14 Jahren bin ich bereits für ein paar Wochen nach Luxemburg, mit 18 nach Rom, außerdem war ich in London, Edinburgh und St. Moritz. Ich war also viel unterwegs, aber in Hamburg habe ich mein Zuhause gefunden. Das war so, als hätte ich mich in jemanden verliebt. Ich bin an einem wunderschönen, sonnigen Frühlingstag durch die Mönckebergstraße und Rathausstraße gelaufen und hab’ mich wirklich wohlgefühlt. Im Frühling 2015 bin ich hierhergezogen. Ich wollte immer irgendwo hingehören, in Hamburg ist es so.
Wie ging es dann weiter?
Ich habe erst mal die Menschen hier kennengelernt, wollte verstehen, was die Leute erwarten und was sie sich wünschen. Deshalb habe ich vier Jahre als Restaurantleiter im Tschebull gearbeitet. Ich hatte im Restaurant Tschebull eine wunderbare Zeit und wir haben gemeinsam sehr viele Ziele erreicht.
Im November 2022 hast du dann dein eigenes Restaurant eröffnet. Wie kamst du auf den Standort in der Rathausstraße?
Ich habe immer in der Rathausstraße nach einer freien Fläche gesucht – über fünf Jahre lang. Von diesem 50 Quadratmeter großen Standort habe ich durch eine Empfehlung eines Freundes erfahren. Hier drin war vorher ein kleiner Italiener. Bei einem Kaffee habe ich mich bei ihm kurz vorgestellt – und dann ging alles ganz schnell. Ab Juli hatte ich dieses Lokal, da haben wir viel geplant. Im September fingen wir mit den Renovierungsarbeiten an.
Bist du zufrieden mit den ersten Wochen im eigenen Restaurant?
Ich bin so glücklich und so frei, obwohl ich sehr viel investiert habe. Man kann sich nicht vorstellen, wie glücklich ich bin. Ich gehe jeden Abend nach Hause und bin so dankbar über das, was mir hier passiert ist. Ich habe vorher so oft ein „Nein“ gehört, aber immer an dieses Konzept geglaubt. Hier haben wir jetzt ein italienisches Restaurant mit Hamburger Akzenten geschaffen. Das sieht man auch schon an den Möbeln, in Rot und Zitronengelb für Italien und Blau für Hamburg. Wir haben die buntesten Farben in der Rathausstraße. (lacht)
Wie aufwendig waren die Renovierungsarbeiten?
Das war eine Katastrophe hier drin. Vom Keller bis zum letzten Kabel haben wir alles neu gemacht. Mein Architekt Giorgio Gullotta hat mich zum Glück sehr gut unterstützt. Er ist ein wichtiger Mensch in meinem Leben und war der Grund, dass ich mich in Hamburg selbstständig gemacht habe. Er versteht meine Emotionen. Mit ihm hatte ich eine sehr gute Zusammenarbeit, er konnte mich immer beruhigen. Denn durch Corona und einige Lieferschwierigkeiten hatte ich Sorge, dass wir nicht mal im Dezember öffnen können. Am 17. November war es dann aber soweit. Ohne meine Frau und Giorgio Gullotta hätte ich es nie geschafft.
Wie seid ihr hier als Team aufgestellt?
Wir haben drei Angestellte und eine Aushilfe. Meine Mitarbeiter sind meine zweite Familie. Ich wollte einen italienischen Betrieb mit Hamburger Akzent. Deshalb bin ich sehr froh über meine gebürtige Hamburger Kollegin Jasmin, die ich schon aus dem Tschebull kannte. Mein Küchenchef Ibrahim, Ibra, ist in Italien aufgewachsen. Mit ihm habe ich schon vor sieben Jahren zusammengearbeitet. Er schafft es immer wieder, mir gute Laune zu machen. Aus Zufall ist auch Livio zu uns gekommen. Er kommt ebenfalls aus Italien und hatte einen Job gesucht. Er ist 64 Jahre alt und passt super ins Team. Ich dachte mir direkt: „Das ist so eine coole Kombination!“ Ich habe immer nach Charakteren gesucht.
Und wie klappt die Zusammenarbeit?
Sehr gut! Ich bin immer der mit den Ideen; Ibra sagt mir dann, aus welchen Gründen etwas nicht sofort machbar ist; Livio sagt immer: „Das machen wir!“; Jasmin korrigiert und wägt ab.
Wie sieht das Konzept vom De Marco aus?
Ich wollte immer eine „simple Küche“ machen, kein Gourmet-Restaurant. Mit italienischem Essen, Antipasti, einer kleinen Karte und Top-Produkten. Hier soll jeder zu Besuch kommen und Spaß an meiner Leidenschaft haben – es ist wie ein großes Wohnzimmer. Ich kaufe bei vielen Hamburger Familienunternehmen meine Waren ein – etwa Obst und Gemüse oder Fisch. Wir haben kein großes Lager, sondern bestellen jeden Tag viele frische Waren wie Dorade, Miesmuscheln und Fleisch.
Wo wir gerade bei den Zutaten sind: Welche Gerichte stehen auf der Speisekarte?
Wir wechseln wöchentlich die Mittagskarte. Darauf sind drei bis fünf verschiedene Pasta. Dann haben wir noch zwei verschiedene Hauptgänge. Unsere Hausspezialität ist die Focaccia. Die machen wir etwas anders, ganz knusprig – obendrauf gibt es Speck oder Schinken, aber auch Frischkäse, Rucola und Tomaten. Der kleine nordische Akzent: Jedes Gericht startet mit Hamburger Traditionsbrot und hochwertigem Olivenöl.
Wie sieht dein Arbeitsalltag aus?
Ich bin überall anzutreffen: in der Küche, an der Spüle und im Service. Mein Wunsch war es aber immer, am Gast zu sein. Meine große Liebe ist der Wein. Ich habe zehn Jahre in Südtirol gewohnt und gearbeitet. Dort habe ich bei der Weinlese mitgemacht und für einen Weinkritiker und Weinproduzenten gearbeitet – ich habe in dieser Zeit und von diesen Menschen unfassbar viel gelernt.
Welche Weine bietest du im De Marco an?
Momentan biete ich ausschließlich italienische Weine an. Nur ein Champagner, den ich unbedingt haben wollte, kommt nicht aus Italien. Die Weine auf der Karte stammen von kleinen Weinproduzenten, viele aus Südtirol und der Toskana. Die meisten Weingüter kenne ich – ich lege viel Wert auf Persönlichkeit. Ich versuche, die Weinkarte aber immer ein bisschen zu wechseln. Es ist schön, neue Weine kennenzulernen – auch für die Gäste.
Welcher ist dein Lieblingswein?
Das ist der Sauvignon Voglar Dipoli Peter. Dieser Wein ist für mich mit sehr vielen Emotionen und Freundschaft verbunden. Ich habe für Peter Dipoli gearbeitet. Die Landschaft dort ist einfach wunderschön: Der Hang auf dem Weingut ist so steil, dass man die Weinlese nur händisch machen kann.
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