1 Minuten Lesedauer / Kolumnen

Essen gehen! – mit Stevan Paul

Bistronomie oder Feierabendküche? 

Stevan Paul testet die französische und regionale Küche im Wohlers. Der Kolumnist über den gelungenen Start in Altona

Im Wohlers gibt es französische und regionale Küche / ©Wohlers Park
Im Wohlers gibt es französische und regionale Küche / ©Wohlers Park

Die gute Stube am Wohlerspark ist frisch gestrichen, unter neuer Leitung startete das Team um Ivo Ruczinski (ehemals Elbe 76) im Mai mit neuem Konzept. In Wohlers Bistronomie will man Gäste mit französischer und regionaler Küche verwöhnen. Bistronomie ist international ein großer Gastrotrend, nicht erst mit der Pandemie begann ein Umdenken: Was wünschen sich Gäste wirklich? Wie wollen wir künftig Genuss gestalten? Auch vor dem Hintergrund des Personalmangels begann die Entdeckung der neuen Einfachheit. Bistronomie eint schon im Wortlaut die alten Prinzipien des Bistros mit der gehobenen Gastronomie: Die Gäste sollen sich mit Neuinterpretationen alter Klassiker zu erschwinglichen Preisen abgeholt fühlen. Im Wohlers war jener Geist schon immer zu spüren. Gleich zu Beginn unseres Besuches werden wir beschwichtigt: Die Klassiker stehen noch auf der Karte! Gemeint sind Käsespätzle (14,20 Euro) und Wiener Schnitzel (24,80 Euro), das knusprig souffliert mit klassischer Garnitur (Zitrone, Sardelle, Kapern) und senfgelbem Kartoffel-Gurkensalat auf den Tisch kommt. So richtig französisch ist die Karte nicht, eher ein bunter Mix aus regional-mediterranen Gerichten wie Panzanella, Matjes und Vitello tonnato (12,30 Euro), bei dem die Soße leider arg säuerlich abgeschmeckt ist. Ein bisschen Bistro entdecke ich dann doch: Die Sommer-Suppe Vichyssoise, eine kalte Kartoffel-Lauchcremesuppe (8,20 Euro), wird hier geschmacklich unauffällig, aber mit genialem Regionalanschluss in Form von Krabben gereicht. Zur Bio-Hähnchenkeule mit Erbsenrisotto (19,50 Euro) gibt es aromatische Sommer-Beten. Handwerklich solide ist das tatsächlich eine Feierabend-Küche, die niemanden überfordert. Die Weinkarte ist erfreulich individuell kuratiert, die kühle Scheurebe des jungen Weingutes Bunn Strebel (0,75 l 29 Euro) begleitet uns formidable. Essen wie Weine gibt’s im angemessenen Preis-Leistungs-Verhältnis. Kein Wunder also, dass an diesem Hamburger Sommerabend, mit immerhin beinahe 20 Grad, die Terrasse voll besetzt ist. Das superfreundliche junge Serviceteam ist dennoch zu jeder Zeit aufmerksam und präsent.

Zu unserem Test

Adresse

Wohlers
Thadenstraße 148
Altona-Altstadt
22767 Hamburg

Öffnungszeiten

Mo:
17 - 24 Uhr
Di:
17 - 24 Uhr
Mi:
17 - 24 Uhr
Do:
17 - 24 Uhr
Fr:
17 - 24 Uhr
Sa:
17 - 24 Uhr
So:
17 - 24 Uhr

Portrait von Stevan Paul

Ein kulinarischer Tausendsassa: Stevan Paul ist nicht nur gelernter Koch, sondern auch Kochbuchautor, Rezeptentwickler, Foodjournalist und seit Jahren Restaurant-Tester für die SZENE HAMBURG. Der Autor zahlreicher Kochbuch-Bestseller führt mit NutriCulinary eines der meistgelesenen kulinarischen Online-Magazine im deutschsprachigen Raum.