Die junge Dame am Nebentisch isst selig mit den Händen – derweil die Eltern sich in selten gewordener Dinner-Romantik üben. Kindersitz und Butternudeln – auch das gehört zum Selbstverständnis des Witwenballs, der ansonsten ein eher erwachsenes Publikum anspricht. Und das wünscht sich immer öfter kulinarisch ganzheitliche Ausgeherlebnisse: Weinbars mit Speisekarten oder Cocktailbars mit Restaurantanschluss sind die erfolgreichen Gastrokonzepte der Stunde. Im Witwenball machen sie all das seit zehn Jahren. Der Dreiklang aus Weinbar, Fine Dining und Drinks ist Garant für lässig-unprätentiöse Abende in jenen historischen Räumen, die schon in den 1920er-Jahren als „Elfriedes Witwenball“ zur Kurzweil einluden. Der Pre-Dinner-Cocktailklassiker Negroni (10 Euro) und ein Espresso Martini (14 Euro) beweisen zum Apero, dass die Bar hier nicht nur Schmuckstück ist. Das Herzstück des Hauses ist aber die Weinkarte mit 350 Positionen und offenen Weinangeboten, smart kuratiert von Gastgeber und Sommelier Axel Bode, der mit seiner Frau Julia Bode den Witwenball führt. Zur zarten Kalbskeule, Carpaccio-artig aufgeschnitten und begleitet von Weißkohlsalat mit Kürbiskernöl und Thymian-Apfel, passt der Grüne Veltliner Neuland vom wilden Winzer Herbert Zillinger (Fl. 38 Euro) – gefunden im Gespräch mit Restaurantleiter Peer Rohr, der individuell und mit Freude berät. Dumme Fragen gibt es hier nicht, dafür neue Weine zu entdecken, gerade auch im Bereich der naturbelassenen Weine und der Biodynamie. Im Vier-Gang Menü (59 Euro) begeistern knackfrische Kohlrabi-Ravioli mit Salatherzen, samtige Selleriesuppe mit Hummer-Gyōza und einem Hauch Trüffel. Das Prignitzer Maishähnchen mit wildem Brokkoli ist ein saftiges Vergnügen. Eine amtliche Schnitte vom Skrei schwimmt in einem cremigen Meer von bunten Bohnen, getoppt mit gepickelter lila Kartoffel. Auch hier lobpreisen wir Herrn Zillinger und natürlich das kreative Handwerk von Chefkoch Tilo Sachadä. Alle Gerichte können auch à la carte bestellt werden, der Service ist aufmerksam und zugewandt, das macht alles richtig Spaß hier. Zum Nachtisch zurück an die Bar mit einem überraschenden Amaretto Sour als Cocktail-Dessert und samtigem Aprikoseneis mit perlendem Schaumwein. Wir bleiben gerne noch ein bisschen.
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Kolumnen
Essen gehen mit! – Stevan Paul
Drei gewinnt!
Weinbar, Cocktailbar und Restaurant in einem – im Witwenball ist das seit mittlerweile zehn Jahren Programm! Ein Geburtstagsbesuch
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