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Essen gehen! – mit Stevan Paul

Zwischen K-Pop und Kimchi

Gut und nah: Beim Binge Watching südkoreanischer Serien holte sich Kolumnist Stevan Paul Appetit auf eine kulinarische Zeitreise in das Seoul des Olympia-Sommers 1988 – der Weg führte nach Eimsbüttel ins Seoul 1988

Koreanische Küche im Seoul 1988 / ©Marc Sill
Koreanische Küche im Seoul 1988 / ©Marc Sill

Hier ist was los! Auf der Videoleinwand des voll besetzten Restaurants läuft bunt choreografierter K-Pop, zwischen Familienfotos und Kinoplakaten wartet eine vintage Spielkonsole auf Gäste, die südkoreanische Münzen in der Tasche haben. Die mit Holz gemachten Nachbildungen von Ladeneingängen verkleideten Wände des Gastraumes suggerieren, man säße in einer belebten Gasse des Olympiasommers 1988 in Seoul. Wir sind wegen K-Drama hier, so der Genre-unabhängige Sammelbegriff für TV-Serien aus Südkorea, die sich mit aufwendigen Bildern, neuen Geschichten und frischen Gesichtern weltweit wachsender Beliebtheit erfreuen. Ob Romantik oder Horror, gegessen wird oft und gerne, K-Dramen machen Appetit auf koreanische Küche, auf scharf fermentiertes Kimchi, frittierte Hähnchen und das Nationalheiligtum Bibimbap. Die bunt belegte Reis-Bowl ist an diesem frühen Abend ausverkauft, wir verdächtigen den Strom der Lieferservice-Fahrer, die in hoher Schlagzahl Bestellungen aus dem Laden tragen. Zum kalten Bier genießen wir Wagenrad-große Lauch-Pfannkuchen mit Meeresfrüchten (12 Euro), saftig, knusprig, grandios. Die zart frittierten Gemüse-Teigtaschen (8 Euro) begleiten Schälchen mit feurigen Gurken und Mais-Salat mit Mayonnaise. Beim frittierten Chicken Halb Halb (21 Euro) folgen wir der Empfehlung, diese zu teilen: Die Portionen sind groß, die krossen Hähnchenteile in Back-Teig und süß-scharfer Soße machen locker zwei Leute glücklich. Der Eintopf Chamchi Kimchi Jjigae (14 Euro) zeigt dann, wie gut hier auch jenseits der Klassiker gekocht wird: im Topf eine süffige Brühe mit Thunfisch, Tofu und feiner Kimchi-Schärfe. Großes Kino! An Nebentischen brutzeln derweil Gemüse, Rind und Schweinebauch auf Tischgrills. Und wo es brutzelt, raucht es auch, das geht zuungunsten des Raumklimas. Wer also im weiteren Verlauf des Abends noch die Liebe seines Lebens im Klub kennenlernen will, sollte einen Zwischenstopp einplanen und sich zu Hause umziehen. Wer dagegen in Vorbereitung auf ein zünftiges K-Dramen-Binge-Watching einfach nur gute koreanische Küche genießen möchte, macht hier alles richtig.

Zu unserem Test

Adresse

Seoul 1988
Müggenkampstraße 86
Eimsbüttel
20257 Hamburg

Öffnungszeiten

Mo:
geschlossen
Di:
17 - 22 Uhr
Mi:
17 - 22 Uhr
Do:
17 - 22 Uhr
Fr:
17 - 22 Uhr
Sa:
12 - 22 Uhr
So:
17 - 22 Uhr

Portrait von Stevan Paul

Ein kulinarischer Tausendsassa: Stevan Paul ist nicht nur gelernter Koch, sondern auch Kochbuchautor, Rezeptentwickler, Foodjournalist und seit Jahren Restaurant-Tester für die SZENE HAMBURG. Der Autor zahlreicher Kochbuch-Bestseller führt mit NutriCulinary eines der meistgelesenen kulinarischen Online-Magazine im deutschsprachigen Raum.