Konzept, Konzept, Konzept empfehlen nicht wenige Gastroberater in diesen kniffeligen Zeiten, die Schärfung des kulinarischen Profils in allen Bereichen. Im Moto59 ist das Konzept Programm, demnächst an sieben Standorten in Deutschland und seit ein paar Wochen auch in Hamburg. Dröhnende Motoren und der Duft von Benzin und frisch verbranntem Gummi verspricht der Onlineauftritt in schräger Marketing-Lyrik. Gemeint ist, wenn man erst mal drin steht in den Räumlichkeiten an der Hoheluftchaussee, ein durchgestalteter Mix aus britischem Pub und amerikanischem Bar-Restaurant mit Elementen einer Garagenwerkstatt. Da steht ein Motorrad auf der Anrichte. Die große Karte listet italo-amerikanische Wohlfühlküche mit Pizza, Pasta, Steaks und Burgern. Hier sollen alle abgeholt werden. Limonaden und alkoholfreie Getränke sind eine Selbstverständlichkeit neben Cocktails von der Bar, Bier und ein paar Weinen. Motoren dröhnen keine, dafür singen Pat Benetar und Bonnie Tyler um die Wette, wo ich Sinatra oder zumindest ZZ Top erwartet hätte, die holen aber wahrscheinlich nicht alle ab. Die große Karte ist betriebswirtschaftlich durchdacht, in allen Rubriken tauchen gleiche Zutaten auf, Polpette zum Beispiel stehen mehrfach drauf, auch als Vorspeise. Die zwei New York Meatballs in gefällig gesüßter Marinara Sauce (7,60 Euro) sind locker und von fleischigem Biss, klasse dazu das gelungene Pizzabrot. Die neapolitanische Pizza Salame (16,60 Euro) meiner Begleitung fällt dagegen ab, große glasige Scheiben einer Mailänder Salami und reichlich Käse sorgen für eine eher fordernde Angelegenheit. Auch ich habe einen Klassiker bestellt: ein Cotoletta di Milanese, im Original ein paniertes Kalbskotelett, hier mit Huhn zubereitet und einer Art Backteig mit Semmelbröseln gebraten (16,90 Euro). Die dazu gereichten Spaghetti mit wunderbar kurz geschmorten Kirschtomaten schmecken leider nach Trüffelöl und es wurde mit pudrigem Streuparmesan gearbeitet. „Naaa?“, fragt meine Begleitung: „Den Kinderteller bestellt?“ Ich bestelle schnell ein Glas vom ordentlichen Weißwein „Der trockene Mathis“ (0,2 l/6,70 Euro) dazu, ich bin ja alt genug. Jetzt singt eine Boyband. „Was ist das denn für komische Musik die ganze Zeit?“ Frage ich. „Kuschelrock. Achtzigerjahre“, antwortet die Begleitung ungerührt. Ich versteh das alles, irgendwie. Es holt zumindest mich aber nicht in Gänze ab. / Stevan Paul
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Kolumnen
Essen gehen! – mit Stevan Paul
Mit dem Motorrad zurück in die Eighties
Seltsam gewollt wirkt das Ganze und ist vielleicht genau deshalb so erfolgreich – das Ketten-Konzept Moto59 Foodgarage will alle abholen. Gelingt das auch im Fall unseres Kolumnisten?

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