Palastküche

Traue weder Telefon noch Internet – dies ist die Lehre unseres Besuchs in der Billstedter Palastküche. Beide Quellen versicherten uns, es gebe sieben unterschiedliche Speisen der gutbürgerlichen Heimatküche zur Auswahl. Doch als wir im schicken grünen Palastküche-Garten leicht unterhalb der auf der Terrasse speisenden großen Gesellschaft Platz nehmen, finden wir nur drei Burger auf einer gestutzten Karte vor. „Heute ist Burgertag“, sagt der Kellner. Irritiert weisen wir auf das Telefongespräch bei der Reservierung hin und beweisen ihm per Smartphone den Fauxpas. „Das tut mir leid. Wir werden unsere Kommunikation ändern“, sagt er. „Wie kriege ich euch denn jetzt glücklich?“ Der Kompromiss: Wir kriegen unsere gewählten drei Gänge. Mit Ausnahme der Hauptspeise, da müssen wir auf die Burger ausweichen. Ab diesem Moment korrespondiert ein sehr freundlicher und humorvoller Service mit einer ziemlichen Überforderung. Die Terrassen-Gesellschaft absorbiert fast alle Kräfte. Beim abwechslungsreichen und durch ein säuerliches Samova-Tee-Dressing geadelten gemischten Blattsalat der Saison (5,50 Euro) vergisst der Kellner das Hausbrot. Statt meines Beefburgers (8,90 Euro) mit Pommes, Ketchup und Mayo (2,50 Euro) kommt zuerst ein veganer Burger. Der Fehler wird sofort korrigiert. Nur ist mein Beefburger in der Mitte fast roh. So mag ich ihn nicht, die Garstufe wurde leider nicht erfragt. Der Kellner ist zerknirscht. Der Pulled-Duck-Burger (8,90 Euro) meiner Begleitung überzeugt dafür zart-pikant und mit starkem Belag wie Rotkohl-Orangen-Salat. Das Dessertdreierlei mit Cheesecakepudding, einer Kugel Eis in Erdbeersoße und etwas gewöhnungsbedürftigem kräuterigem Obstsalat (5,50 Euro) ist richtig stark. Nach einer imposanten Breakdance-Einlage vierer äußerst talentierter Jugendlicher auf der Gartenbühne folgt ein goldiger Abschluss: „Ich gebe euch 15 Prozent Rabatt“, sagt der Kellner von sich aus. Wir schließen ihn endgültig in unsere Herzen – und kommen gerne wieder, wenn ein bisschen weniger Chaos herrscht.

MISCH